Ein Interview mit Sandra Dirks

Sandra Dirks: hat keine Ahnung von Fußball – trotz dieser ehrlichen Selbsteinschätzung wirkt sie wie ein stadionerprobter, jedes Wochenende dem einzig wahren, unschlagbaren Verein zujubelnder Fan. Doch sind es nicht 22 Spieler und ein Ball, denen ihre Begeisterung gilt, sondern ihren neu eingetroffenen Bikatools. Ihr humorvolles Video, das sie auf YouTube veröffentlichte, erregte durch seine witzige und einfallsreiche Gestaltung Aufmerksamkeit. Wer ist diese Frau, die sich von Präsentationsmaterialien zu derartigen Begeisterungsstürmen hinreißen lässt?

 

 

Sandra Dirks, Baujahr 1971, begann ihre Karriere nach dem Abitur in der Parfümerieabteilung von Karstadt und arbeitete sich rasch über die Substitutin zur Ausbildungsleiterin hoch. Auf diesem Weg merkte sie recht schnell, dass ihr wahres Talent in der Motivation ihrer Mitarbeiter lag – und dies mit viel Humor. So ist es nicht überraschend, dass sie dieses Wissen nicht ungenutzt ließ und sich vor fünf Jahren als selbstständige Trainerin in ihrer Firma apprenti verwirklichte. Hier bietet sie Seminare für Auszubildende, Nachwuchskräfte und Verkaufsmitarbeiter im filialisierten Einzelhandel an, hat sich jedoch auch auf „Train-the-trainer“-Seminare spezialisiert. Großen Wert legt sie dabei auf den Faktor Spaß, so dass sie inzwischen auch als Comedy-Trainerin aktiv ist. Zu ihren Partnern zählen der bekannte Comedian Max Giermann sowie der Comedy-Autor Michael Krieg.
Als kommunikativer Mensch unterhält sie nicht nur einen regelmäßigen Blog, sondern ist auch in den bekannten sozialen Netzwerken anzutreffen und lässt es sich nicht nehmen, regelmäßig zu twittern.
Die Begeisterung für Neuland-Produkte und ihre interessante Karriere sind ein guter Anlass dafür, ein Interview mit Frau Dirks zu führen.

Guido Neuland: Von der Personalbildung zur Comedy – wie kam es zu dieser Entwicklung?

Sandra Dirks: Mich haben humorvolle Menschen schon immer fasziniert. Dies ist ein seriöses Interview, aber ich finde humorvolle Menschen einfach irre sexy. Vor vier Jahren habe ich angefangen, Kurse zu den Themen „Comedy schreiben“ und „Stand up“ zu besuchen. Dabei kam mir die Idee, dieses Wissen mit Seminarinhalten zu verknüpfen. Im nächsten Schritt wollte ich das auch anderen Trainern kundtun und Train-the-Trainer-Seminare anbieten. Ich habe den Comedy-Autor Michael Krieg überzeugt, ein gemeinsames Konzept zu stricken. Das ist jetzt drei Jahre her. Seitdem optimieren wir das Seminar und füllen es immer wieder mit der praktischen Erfahrung unserer beiden Arbeitsbereiche. Bisher sind wir damit nur inhouse im Einsatz. Ich finde, dass sich die Leser dieses Interviews für unser offenes Seminar unbedingt anmelden sollten. 😉 (Pfui, ganz plumpe Werbung, Frau Dirks!) Gerade am letzten Samstag haben wir das Train-the-Trainer-Seminar aufgezeichnet. In den nächsten Wochen werden wir daraus einzelne Teile online stellen, um zu zeigen, dass das Thema nicht abstrakt oder albern ist. Viele Trainer und Personalentwickler haben Vorbehalte gegenüber Humor oder Comedy, weil sie es zu schwierig finden und Angst haben, sich und ihr Thema lächerlich zu machen. Ich habe in meinen Seminaren festgestellt, dass die Teilnehmer nach einem ordentlichen Lachflash das Wissen viel besser abspeichern. Ich bin süchtig danach, dass die Teilnehmer meiner Seminare ganz viel lachen.

Guido Neuland: Ist das nicht unseriös? Warum gehen Sie nicht einfach auf eine Comedy-Bühne?

Sandra Dirks: Nein, es ist nicht unseriös und nein, ich will auch nicht auf einer Comedy-Bühne stehen, ich möchte schon den Seminarraum „rocken“. Hier bin ich viel näher dran an den Menschen und ich habe das Gefühl, dass ich mit Comedy eine Menge bewegen kann, z.B. Lust zu machen auf Themen, die eigentlich als totlangweilig gelten. Dazu muss ich anfügen, dass meine Leidenschaft eher Fachthemen und dem Verkaufstraining gilt. In einem Selbsterfahrungs- und Coachingkontext ist Comedy, so wie ich es liebe, vielleicht eher unpassend oder hat den Charme einer Brechstange. Im Coaching kann auch mit Humor interveniert werden, was ein sehr wirksamer Ansatz ist. Das ist aber gar nicht mehr mein Arbeitsschwerpunkt. Wobei ich gestehen muss, dass ich das gerne auf die Schippe nehme, dieses „weichgespülte Trainerding“ mit dem passenden Wortschatz, das ich aus meinen eigenen Fortbildungen kenne und mit dem ich mich nie, oder nur vordergründig anfreunden konnte. Besonders lustig wird es, wenn ich selbsterfahrungsgeplagte Praktiker im Seminar habe, für die diese „weichen“ Themen eher befremdlich anmuten. Wenn jemand ein Coaching möchte, dann vermittle ich ihn an eine tolle Kollegin aus meinem Netzwerk.

Guido Neuland: Was können Sie jedem Menschen, der sich, wie Sie auch, täglich über „Muffelmiesheinis“ (O-Ton) ärgert, raten?

Sandra Dirks: Da zehre ich immer noch von dem Wissen aus dem Verkauf. In der Pause haben wir mit unterschiedlichen Verkäufern zusammengesessen und uns über „diese“ Kunden ausgetauscht. Wir haben sie parodiert, uns darüber lustig gemacht, Tränen gelacht. Nach so einer Pause konnte man ganz entspannt zurückgehen und sich fröhlich auf neue Kunden einstellen. Wenn dann doch mal etwas schief ging wusste man, dass man auch einige Leidgenossen findet, mit denen man auch aus dieser Situation großen Spaß ziehen kann. Danach ist alles weg. Meistens jedenfalls.
Mittlerweile blogge und twittere ich solche Dinge. Wenn ich mich ärgere, dann lesen Sie es in meinem privaten oder beruflichen Blog, in meiner Statusmeldung bei Facebook oder bei Twitter. Dann ist es raus und ich muss mich nicht mehr ärgern. Supersache, dieses Internet und wenn’s derjenige liest, den es betrifft, dann haben wir vielleicht eine gute Gesprächsgrundlage für einen Schlagabtausch. Das habe ich auch schon erlebt. Sehr reinigend. Die beiden „Muffelmiesheinis“ von der Messe möchte ich aber gar nicht sprechen, die würden das diskutieren wollen. Darauf habe ich keine Lust. Wer von vornherein keine Lust hat, der soll wegbleiben.

Guido Neuland: Was überzeugt Sie derart an Neuland-Produkten? Welche anderen Produkte können Sie auf ähnliche Weise begeistern?

Sandra Dirks: Schuhe und Handtaschen!!
– Ach, beruflich?! Ich bestelle auch gerne bei Trainerswarehouse.com, Metalog oder Pappnase lustige Seminarspielzeuge. Wenn diese Pakete ankommen, dann bin ich ähnlich aus dem Häuschen. Jetzt fällt mir ein, ich könnte dazu auch noch mal einen kleinen Film machen, das Paket aus Amerika kam am letzten Freitag. Da ist die Freude noch ganz frisch. Scheinbar sieht man sich so was bei Youtube an.

 

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Ich bin auch ein großer Fan neuer Methodenbücher. Ich entdecke dort immer etwas Neues und lasse mich davon sehr inspirieren.
An Neuland-Produkten überzeugen mich einerseits die Farben und Formen sowie die praktischen Kleinigkeiten, die ich als Trainerin begeistert aufnehme. Oft denke ich: „Klasse, da hat sich jemand Gedanken gemacht. So wünsche ich mir das.“ Der Kombi-Köcher Novario ist so ein Ding, den habe ich gerade bestellt. Im letzten Jahr habe ich eine solche Konstruktion bei Manufaktum in Berlin gesehen und gedacht, dass das auch mal eine gute Idee wäre. Offensichtlich haben Sie das bei Neuland auch entdeckt, für gut befunden und es gleich ins Sortiment aufgenommen. Mit Farben und Formen meine ich nicht die Wolken oder Moderationskarten. Ich liebe vielmehr die bunten Trainer- und Moderationsmarker, die gut in der Hand liegen und mit denen ich mit großer Begeisterung FlipCharts zeichnen kann. Ich nutze auch Moderationskarten, weil sie in verschiedenen Situationen praktisch sind. In Bezug auf Moderationen habe ich jedoch oft ein komisches Gefühl. Es gibt x Bücher, die beschreiben, welche Form und welche Farbe für welche Fragen oder Moderationszyklen angedacht sind und akribisch eingehalten werden müssen. Sicher weil sonst die Moderationswand explodiert, oder etwas ähnlich Schlimmes passiert. Das stoppt mich in meiner Kreativität und nimmt mir die Lust am Moderieren mit Karten. Habe es eingestellt. Witzig finde ich immer, wenn ich ein Präsentationstraining für Prüfungsteilnehmer mache und dann so schlaue Halbweisheiten vermitteln muss, wie: „Bitte nur max. 2-3 Farben auf einem FlipChart verwenden!“ – Während die Teilnehmer das begeistert auf dem bunten FlipChart lesen, das gar nicht wirklich bunt, sondern mit sechs Farben liebevoll gestaltet ist. Wozu habe ich schließlich 25 Farben? Das ist dann immer der Brüller Stand-up-Comedy im Seminar, weil ich dann erkläre, warum ich das jetzt mache und unter welchen Umständen die Teilnehmer das auch können.

Guido Neuland: Was ist Ihr liebstes Trainingselement und wofür setzen Sie dies ein?

Sandra Dirks: Da kann ich mich gar nicht entscheiden. Es gibt mehrere Elemente, die ich gerne und oft einsetze. Oft kommen diese Methoden auch aus dem Improtheater. Eine Übung ist jedoch legendär. Die Teilnehmer fragen mich oft erstmal, ob ich das ernst meine und ob ich im Übrigen schon „meine Pillen“ genommen hätte, oder eben zu viel davon. Es ist die abschließende große Wiederholung der Lerninhalte mit einer Karaoke. Nach anfänglichem Murren oder purer Ungläubigkeit, verwandeln sich die Teilnehmer in professionelle Singer, Songwriter & Performer, die Detlef D. Soost und seine Popstars fad aussehen lassen. Das macht mir großen Spaß und die Teilnehmer beschäftigen sich noch mal intensiv mit den Inhalten und haben dann Spaß an der Darbietung. Casting-Show rules und alle sind im Recall! Das setzt natürlich voraus, dass ich dafür einen sicheren Rahmen geschaffen habe. Also am Ende eines mehrtägigen Seminars. Neulich gestanden mir zwei Teilnehmerinnen, dass sie in der Prüfung leise das Lied gesummt hätten, um sich an die gelernten Inhalte zu erinnern. Na, bitte, DAS ist das, was am Ende für mich zählt.

Guido Neuland: Ihre Grundeinstellung ist es, sich selbst nicht zu ernst und zu wichtig zu nehmen. Welche Möglichkeit sehen Sie, dieses Konzept bei sich persönlich anzuwenden, und welchem Menschen würden Sie dies gerne einmal raten?

Sandra Dirks: Ich möchte das unbedingt allen Trainer- und Dozentenkollegen raten. Wenn ich die Gespräche mancher Kollegen mithöre, dann bekomme ich Angst. Da werden Themen todernst genommen. Ich bin dann ganz entsetzt darüber, wie ich überleben konnte, ohne jemals etwas über dieses wichtige Thema gehört zu haben. Wie mag sich da ein Teilnehmer fühlen? Klein, unwissend, dumm? Bitte nicht falsch verstehen, das ist nicht zu verwechseln mit Oberflächlichkeit und gefährlichem Halbwissen. Das gibt es ja leider in unserem Beruf sehr oft. Es geht darum, sich einfach mal von draußen zu beobachten, um festzustellen, dass es auch noch andere Themen im Leben gibt. Da fällt einem dann auch auf, dass man das eigene Thema in spannende Zusammenhänge einbetten kann und es so vielleicht viel lustiger oder spannender für die Teilnehmer wird. So gewinnt man neue Freunde für das Thema, das einem doch so wichtig ist.

Guido Neuland: Stellen Sie sich vor, Sie bekämen ein Jahr Auszeit geschenkt, ohne Sorge um Einkommen etc. – was würden Sie tun?

Sandra Dirks: Ich würde mich weiterbilden. Verrückt, oder? In unserem Job ist man aber auch immer mehr oder weniger Weiterbildungsjunkie. Es wäre auf jeden Fall ein kreatives Jahr. Ich würde ein Praktikum bei einer meiner Lieblings-TV-Serien in den verschiedenen Produktionsbereichen machen wollen. Nebenbei vielleicht noch den einen oder anderen Schauspiel- oder Comedy-Kurs belegen. Ich würde außerdem ein intensives Einzel-Coaching bei den Kommunikationslotsen buchen, um am Ende des Jahres auch so lässig leichte große Übersichtsposter zu zeichnen. Ohne Sorge um das Einkommen? Dann würde ich noch meinen Bestand an Schuhen und Handtaschen aufstocken. Ich liebe Shopping! Bitte, ich arbeite für den Einzelhandel, da muss man immer wieder Feldexperimente machen, um im Thema zu bleiben.

Guido Neuland: Spannend finde ich den Kontrast zwischen „trockenen“ Kennzahlen wie LUG und KER und dem Comedy-Thema. Ist der Spaß ein wichtiger Gegenpol?

Sandra Dirks: Die Teilnehmer kommen mit Vorbehalten und Ängsten gegenüber solchen Themen ins Seminar. Spaß bietet hier die Möglichkeit, sich in Bezug auf diese Themen einfach mal locker zu machen. Viele tragen noch Glaubenssätze in sich, die da heißen: „Du kannst das nicht!“ oder „Das ist furchtbar kompliziert und nur schwer zu verstehen.“ – Da hilft Humor erstmal weiter. Da wo gelacht wird, da kann man entspannt sein und die Sinne für das Lernen öffnen.

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Max Giermann und Sandra Dirks. Szene aus dem Seminar: „Parodien im Seminar“.

 

Guido Neuland: Was haben Sie konkret von den Akteuren aus der Comedy gelernt?

Sandra Dirks: Max Giermann arbeitet sehr professionell und es war für uns beide wichtig, den genauen Ablaufplan vorliegen und verinnerlicht zu haben. Stichwort: Sicherheit. Es steckt Impro im Programm, es gibt aber auch Programmpunkte (Input), die vorher ganz genau geplant sein müssen. Gemeinsam ist uns wohl, dass wir uns mit dem Raum vertraut machen müssen, um genau zu wissen, in welchem Rahmen man sich bewegt.

Jeder auf seine Weise. Ich habe mir auch abgeschaut, dass selbst bei professionellen Schauspielern eine große Anspannung vorhanden ist. Das ist menschlich und ganz normal. Mir war das vorher aber nie so deutlich. Das hat meinen Umgang mit Lampenfieber entscheidend verändert. Wenn es nicht da ist, dann fehlt mir was.

 

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Michael Krieg & Sandra Dirks. Aus dem Seminar „Comedy im Seminar“

 

Viel mehr habe ich mir für meine Arbeit aber bei Michael Krieg abgeschaut. Nicht nur das Schreiben und das Wissen über Comedy allgemein, nein, auch der Umgang mit Teilnehmern. Seine lockere, sehr offene Art, die auch zu mir viel besser passt. Das ist für mich sehr wertvoll. Ich habe Seminarteilnehmer immer sehr vorsichtig, also wie rohe Eier behandelt, das habe ich in verschiedenen Train-the-Trainer-Seminaren gelernt. Aber mal ehrlich, das ist total langweilig! So extrem vorsichtig geht man selbst mit Kunden im Geschäft nicht um. Ich musste mich dabei früher immer sehr verstellen. Manchmal wollte ich Teilnehmern gerne etwas mit Nachdruck, oder einfach nur frech sagen. Das mache ich doch im echten Leben auch. Wenn dann mal ein „Klugscheißer“ im Seminar ist, dann kann man ihm das ruhig sagen. DAS mache ich jetzt. Ein Gefühl und einen Gedanken mal frei heraus zu formulieren und festzustellen, dass das sehr reinigend auf die Atmosphäre wirkt. Es geht hier nicht darum herumzupöbeln. Aber diese ewige Gedankenreise „Was macht das jetzt mit dem Teilnehmer?“ – Da müssen wir noch mal drunterschauen!“ ist für mich nicht authentisch. Michael Krieg hatte diese Trainerfortbildungen nicht und es ist ein Glück. Manchmal hat er mich ungläubig angeschaut, wenn ich Angst hatte, dass er einen vorlauten Teilnehmer ebenso vorlaut in die Schranken weist. Jetzt schau ich begeistert hin und vertraue ihm. Mal vorzupreschen und es auch drauf ankommen zu lassen. Warum denn nicht? Jetzt macht mir mein Job viel mehr Spaß. Comedy ermöglicht diese Dinge. Darf auch mal frech sein. Mit den Konsequenzen umgehen, sie nicht zu scheuen. Comedy ist eben nur etwas für Mutige.

 

 

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