Wie viele visuelle Menschen habe ich gerne ein Sketchbook und ein paar Farbstifte dabei,damit ich mir visuelle Notizen machen kann. Innerhalb der letzten 18 Monaten hat sich da etwas geändert: Seit dieser Zeit greife ich auf ein Gerät zurück, das einen unbegrenzten „Papiervorrat“ und ein großes Sortiment an Farbstiften in Millionen Farben, die niemals austrocknen, zur Verfügung stellt: mein iPad.

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Einsatzmöglichkeiten schnell erkannt

Etwa eine Woche nachdem ich mein neues iPad hatte, begann ich damit, es für Graphic Recordings einzusetzen. Bei einer Konferenz zum Thema Blogging und Social Media entstanden die ersten digitalen Mitschnitte. Selbstverständlich postete ich die Ergebnisse umgehend bei Flickr und sendete Tweets mit dem Link und dem Konferenz-Hashtag.

Diese waren sehr populär – die Präsentatoren liebten es, eine visuelle Umsetzung ihrer Reden zu sehen und die Teilnehmer begannen mich zu beobachten, um herauszufinden, wie ich das machte. Das iPad eignet sich hervorragend als Werkzeug für visuelle Notizen in einer Konferenz, da es einfach mitzunehmen ist und die Ergebnisse ganz einfach geteilt werden können. Ich bin der Meinung, dass sich das iPad am besten für persönliche Aufzeichnungen eignet und nicht unbedingt in Settings eingesetzt werden sollte, wo es darauf ankommt, dass die Gruppe mitbekommt, wie sich das Recording entwickelt. Das iPad kann mit einem Projektor gekoppelt werden, so dass der Bildschirm einer größeren Teilnehmerzahl zugänglich gemacht werden kann. Allerdings muss im Entstehungsprozess des Recordings permanent in die Zeichnung gezoomt werden, um kleinste Details zeichnen und kleine Beschriftungen vornehmen zu können. Der Zoom zurück zur Vollansicht wird stets benötigt, um das Layout und die Größenverhältnisse prüfen zu können.

Wenn die Gruppe diese permanent über eine Projektion mitbekommen würde, wäre das eher verwirrend als zielführend. Meetings und Konferenzen, bei denen die Notizen gespeichert und dann unter den Anwesenden geteilt werden können, sind eindeutig das Einsatzgebiet für Graphic Recording mit dem iPad.

Geeignete Apps

Es gibt unterschiedliche iPad Apps, die zum Anfertigen von Notizen verwendet werden können. Welche man da einsetzt hängt stark von den persönlichen Präferenzen ab, aber es gibt einige Features, die ein solches App meiner Meinung nach haben sollte. Ich mag es, eine Auswahl individuell einstellbarer Pinselspitzen zu haben, damit ich mir einen dünnen und einen dicken Pinsel, zwei verschiedene Airbrush-Pistolen, Radierer in zwei Größen sowie einige spezielle Pinselspitzen (Keilspitzen-Marker, Tintenspritzer usw.) bereithalten kann. Eine frei einstellbare Farbpallette ist ebenfalls von Vorteil – so kann man einfach zwischen den Farben wechselnund diese trotzdem konsistent halten. Natürlich sind Ebenen wichtig – normalerweise halte ich es so, dass ich die Linien auf einer Ebene zeichne, zwei Ebenen darunter ermöglichen die Colorierung großer Flächen sowie der Details.

Zu guter Letzt halte ich eine Zoom-Funktion für wichtig, damit ich Kontrolle über feinste Details habe. Am meisten verwende ich die folgenden beiden Apps: Sketchbook Pro von Autodesk und Brushes von Taptrix. Optionale Features, die schön sind, wenn man sie hat, sind eine große „Leinwandfläche” (viele sind nur 1024 x 768 pixel, also iPad Bildschirmgröße), mehrere Möglichkeiten Vorgänge rückgängig machen zu können und natürlich eine einfache oder automatisierte Möglichkeit der Speicherung.

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Ich werde oft gefragt, welche Tipps ich geben kann, wenn jemand mit dem “Graphic Recording” auf dem iPad beginnen möchte.

Hier sind meine Top-3-Tipps:

  1. Wählen Sie Ihre Werkzeuge mit Bedacht. Finden Sie eine Zeichen-App, mit der Sie gut zurecht kommen. Lernen Sie diese gut kennen. Recoring mit dem iPad ist langsamer als auf dem Papier (egal, ob Sie einen Stylus benutzen oder nicht) und es ist unerlässlich, dass Sie es beherrschen, um nicht ins Schwitzen zu kommen, wenn Sie ein Werkzeug oder eine Farbe wechseln wollen, eine neue Ebene benötigen oder Ihre Arbeit speichern möchten.
  2. Finden Sie Möglichkeiten zum Üben in Konferenzen und Präsentationen, während Sie Radio hören oder Videoaufzeichnungen von Präsentationen betrachten.
  3. Finden Sie heraus, wie man mit Ebenen arbeitet. Verwenden Sie „Layer“ zum Experimentieren und um neue Dinge zu üben. Wenn etwas nicht funktioniert, können Sie eine Ebene stets entfernen und eine neue Ebene erstellen, ohne den Rest der Zeichnung zu beschädigen.

Wenn ich darüber nachdenke, was zukünftig möglich sein könnte, dann würde ich gerne in der Lage sein, das iPad zu verwenden, um Web-Meetings graphisch zu protokollieren. Hier die beiden Szenarien: Eines ist es, an einem Webmeeting mit dem iPad teilzunehmen (was schon möglich ist) und dann mit einer Zeichen-App zu protokollieren, während der Bildschirm geteilt wird, damit andere unmittelbar das Ergebnis sehen können. Letzteres ist zur Zeit leider noch nicht möglich. Die zweite Möglichkeit wäre, mit dem iPad einen Computer zu steuern, der mit einem Webmeeting verbunden ist und dessen Bildschirm zu teilen. Zur Zeit gib es zwei Apps, die zwar diese Fähigkeiten besitzen (Air Display und Doceri), aber keine davon ist wirklich bereit für ein Graphic Recording in Echtzeit. Dennoch bin ich guter Hoffnung, dass neue Entwicklungen dies in nächster Zukunft ermöglichen werden.

 

Rachel-Garden

Ein Wort zur Autorin

Rachel Smith arbeitet als Senior Consultant und Director des Bereiches „Digital Facilitation Services“ bei den Grove Consultants International in San Francisco. Grove bietet Dienstleistungen und Werkzeuge, die Organisationen bei der Visionsfindung und der Implementierung von Veränderungen unterstützen. Sie arbeitet sowohl „face to face“ als auch virtuell mit Facilitation-Techniken, um den Kunden dabei zu helfen, das große Bild zu erkennen und sich nach vorne zu entwickeln. Sie bietet darüber hinaus Graphic Recording, sowohl papierbasiert als auch digital, als Dienstleistung für Konferenzen und Keynotes an und coacht Neueinsteiger im Feld der Visual Practice.

Rachel bloggt unter: http://digitalfacilitation.net