Ausnahmsweise, nur ausnahmsweise sehen wir mal darüber hinweg, dass Social Networks wie facebook Unternehmen sind, die mit den Daten ihrer Mitglieder Geld verdienen. Anders betrachtet, gibt uns nämlich jedes Social Network auch die Chance, all das der Welt zu zeigen, worauf wir besonders stolz sind. Und in dieser Galerie müssen es ja nicht nur Kätzchenbilder oder Selfies sein. Wie wäre es, zum Beispiel, mit Kunst?

Ausstellung im Josephinum in Wien

Josephinum, Wien

Mit diesem Beitrag jedenfalls möchten wir Sie in die größte und vielfältigste Galerie der Welt einladen, wo jeder, der Lust hat, seine Arbeiten ausstellen kann – und durch „Likes“ und Kommentare ganz schnell sieht, wie sie ankommen.

Da gibt es kleine und große Gruppen, die sich auf bestimmet Sujets oder Stilrichtungen spezialisiert haben, es gibt beruflich spezialisierte Gruppen – zum Beispiel die der Graphic Facilitators – in denen die Teilnehmer sich gegenseitig aktuelle Jobs zeigen, einander Tipps geben und bei Fragen helfen. (Und ja: natürlich gibt es jede Menge nicht immer sympathische Gruppen, die sich besonders aufgeregt einsetzen gegen oder für dies und das – die sind hier aber kein Thema. Nein.)

Alte und neue Architektur in Kathmandu

Hinterhof, Kathmandu

Es gibt auch so etwas wie Wettbewerbe: unter dem Hashtag #artchallenge zum Beispiel werden facebook-Teilnehmer nominiert und aufgefordert, fünf Tage lang jeweils drei Arbeiten von sich zu zeigen und dann jemand Neues zu benennen…

Und je länger man sich umschaut, desto klarer wird, dass es hier, bei Facebook, neben (zu)viel Werbung auch eine überaus lebendige Subkultur gibt, die uns Dinge zeigt, die wir sonst wahrscheinlich nie zu sehen bekämen.

Irgendwo tief im Westen

Kneipe, Arizona

Nehmen wir nur mal die Gruppe „Urban Sketchers“: Theoretisch dürfen wir hier einen Blick in die Skizzenbücher von knapp 30.000 Menschen aus aller Welt tun, die ihre Umgebung (und zwar in aller Welt) zeichnen, malen und skizzieren.

Urbanfacebook

Kunstausstellung, weltweit

Dabei liefern nicht alle 30.000 ständig Neues und ständig Großartiges. Tatsächlich ist das, was wir zu sehen bekommen, manchmal auch unschön und schmerzhaft.

Passenten und ein Bettler in Indien

Bettler, Indien

Aber dafür wir bekommen Einblicke in die Vielfalt des „wirklichen Lebens“, die wir selbst mit noch so viel Reisen niemals bekämen. Straßenszenen in China, Küchen in der Mongolei, Baustellen in Belgien, Leute in öffentlichen Verkehrsmitteln, ob in Los Angeles, in Hamburg oder Dnjepopetrowsk – jeder von uns darf diese gigantische (und ständig aktualisierte) Ausstellung kostenlos besuchen. Wenn wir wollen, dürfen wir sogar selbst ausstellen. Keine Angst – da ist kein Galerist oder Kunstkritiker, der uns sagt, das ginge nicht.

Was wir damit sagen wollen? Ganz einfach: Greifen Sie sich Ihr Skizzenbuch und legen Sie los. Die Welt wartet auf Sie!

Redaktion: Neuland
Illustrationsauswahl: Thies Thiessen