Verena Hanke-Neuland berichtet in diesem Beitrag von einer besonderen Reise nach Rumänien. Aber auch über das Glück und die Großzügigkeit einer Gemeinschaft, die zusammenhält und die sich im Alltag unterstützt, um gemeinsam die kleinen und großen Hürden im Leben zu meistern.

 

Wir feiern in diesem Jahr unseren 50. Geburtstag. Wir sind sehr froh und dankbar, dass es uns schon so lange gibt. Um das zu schaffen, braucht es so einige Zutaten: Mut, Ideen, Innovationsfreude, Disziplin, Durchhaltevermögen… und eine Zutat, die man selbst nicht beeinflussen kann: Glück.

Und davon hatten wir – zum Glück – schon einiges.

Nicht alle Menschen auf der Welt haben das. Dessen sind wir uns bewusst.

Daher möchten wir unser Jubiläumsjahr dazu nutzen, unser Glück zu teilen. Wir möchten denen helfen, die in anderen Teilen der Welt leben und es viel schwerer haben, etwas in positiver Hinsicht zu verändern.

Da braucht man gar nicht so weit weg zu gehen. Noch nie war der Wohlstand weltweit so ungleich verteilt wie heute. In Rumänien z.B. lebt mehr als die Hälfte der Bevölkerung unterhalb der (kaufkraftbereinigten) europäischen Armutsschwelle.

 

„Gute Beziehungen“ kann man zum Glück selbst beeinflussen.

Ich schrieb eine Email an einen unserer Lieferanten. Zu ihm besteht seit vielen Jahren eine gute Beziehung. Er hat Geschäftskontakte nach Ungarn und nach Rumänien, da er selbst daher stammt. So fragte ich, ob wir nicht gemeinsam dort in den Schulen etwas Gutes tun könnten.

Kurz darauf antwortete er „ich mache mit“. Prompt kam es zu einem Treffen in Eichenzell, bei dem wir mit ihm gemeinsam beschlossen, eine große Spende nach Rumänien zu schicken. Schon wenige Tage später wurde bei Neuland gepackt. Alle halfen mit. Danke dafür!

Und dann fuhren LKWs vor. Tische, Stühle, Pinwände, Flipcharts, Whiteboard-Tafeln und sogar Pinwand-Filzrollen wurden aufgeladen und machten sich auf den Weg nach Rumänien. Welch ein Glück, dass wir darauf vertrauen konnten, dass alles gut und sicher an Ort und Stelle ankommt.

Rathaus in Lazarea.

Die erste Aktion unserer Bewegung „DRAWN to HELP – HELP to DRAW“ war angestoßen. Hier werden in Zukunft noch weitere Aktionen folgen.

Unser Ziel: Überall auf der Welt soll es Raum geben für Visualisierung, Möglichkeiten zur Verständigung und zum Teilen von Wissen und Erfahrungen.

Nun waren die gespendeten Produkte also gut angekommen. Aber wir wollten auch die Menschen an Ort und Stelle kennen lernen, und schauen, was es noch zu tun gibt. Und so reisten Guido und ich zu dem Ort, an dem die Spenden echten Nutzen stiften sollten: Lazarea in Siebenbürgen. Hier leben knapp 3.500 Menschen, der Großteil davon ursprünglich Szekler, also ungarischer Herkunft.

Mit dem Flugzeug ging es nach Bukarest, dann mit dem Zug nach Brasov und zu guter Letzt mit dem Auto nach Lazarea. Dort wurden wir so herzlich empfangen – dass wir oft gar nicht mehr wussten, was wir dazu sagen sollten. Ob Bürgermeister des Ortes, Direktorin der Schule(n), Lehrer oder Eltern der Kinder: wir wurden mit offenen Armen willkommen geheißen. Häufig mit Schnaps und Selbstgebackenem 🙂

Hier haben wir uns zum Gruppenfoto mit den Lehrern der Grundschule aufgestellt.

 

Empfang im Lehrerzimmer, hinten zu sehen István, seine Frau Ibolya, und zwei Lehrer. Und im Hintergrund: Die Kaffebohnen-Pinnwand, die wir geschickt haben. So können die Lehrer sich besser austauschen.

Immer wieder trafen wir Menschen, die einen gehörigen Teil ihrer Zeit in den Dienst der Gemeinschaft investieren. So arbeiten Sie dort gemeinsam daran, Wissen und Werkzeuge miteinander zu teilen. Das erzählt uns István (=Stefan), der eigentlich gelernter Veterinär ist, dann eine Ausbildung zum Polizisten gemacht hat, aber mittlerweile seit vielen Jahren so viel im Bereich „Bauen“ und „Renovieren“ gelernt hat, dass er regelmäßig in Deutschland bei Bauprojekten mithilft. Gerne würde er sein Wissen und seine Erfahrungen in seinem Dorf weitergeben. Dazu fehlt es aber meist am erforderlichen Equipment. Wir hoffen, dass sich dies positiv entwickeln wird.

 

Gastfreundschaft der besonderen Art

Nachdem die Reservierung in einem kleinen Gasthof im Ort leider nicht funktioniert hatte, erfuhren wir ein weiteres Mal die besondere Gastfreundschaft: István und seine Frau Ibolya luden uns kurzerhand ein, bei ihnen zu wohnen. Beide sprechen sehr gut Deutsch. Sie haben 3 Kinder, die alle in die örtlichen Schulen gehen. Sie sind Nachbarn von Zoltán und seiner Frau Czilla, die Lehrerin vor Ort ist.

 

Alle helfen mit

Czilla war auch diejenige, die vor Ort die Verteilung der gespendeten Produkte koordiniert hatte. So kamen die richtigen Dinge auch an den richtigen Ort.

Hier Czilla mit den neuen blaue Stühlen in ihrer Klasse (in ihrer Lieblingsfarbe…unschwer zu erkennen…).

Natürlich mit einem großen Team von freiwilligen Helfern, z.b. die Lehrer oder auch die Eltern der Schulkinder. Das ist uns so besonders aufgefallen. Es wird ganz natürlich zusammen gearbeitet – ob beruflich oder privat. Man ist miteinander befreundet und hilft sich. Dort leistet jede(r) einen Beitrag und hilft. So werden zum Beispiel auch Obst, Gemüse, (Ziegen)Milch, oder Fleisch miteinander geteilt und getauscht.

Aber zurück zur Schule: Die Klassenräume waren zuvor häufig mit altem Mobiliar und wenig Tafelfläche ausgestattet. Bei unserem Besuch fanden jedoch in jedem Klassenraum mindestens eine Extra-Tafel von Neuland, teilweise auch Flipcharts, Medienwagen oder neue Stühle. Großer Beliebtheit erfreuten sich auch das Pinwand-Filztuch, das wir mitgeschickt hatten. Damit wurde bespannt, was zuvor nur einfache Styropor-Platten waren.

István und Guido legen nochmal Hand an die Möbel, die in der Schule genutzt werden sollen.

 

Die Bücherei-Leiterin (ganz rechts) hat sich sehr über Sitzgelegenheiten und Tische gefreut. Bei ihr warten oft die Kinder des Dorfes z.B. auf den Bus oder auf ihre Eltern und lesen dann noch ein wenig. Jetzt stehen hier Sitzgelegenheiten und sogar ein Flipchart zur Verfügung.

Leider hatten die Kids noch Ferien, als wir selbst vor Ort waren, daher haben wir nur ein paar von ihnen (außerhalb der Schule) kennen gelernt. Sie haben uns fleißig Rumänisch und Ungarisch beigebracht. Aber nicht nur das. Wir erhielten außerdem Fotos der Schulkinder mit den Neuland Tafeln. Wie schön, dass sie schon im Einsatz sind.

Die Klasse der Bethlen Gabor Grundschule, die sich über die Neuland Tafeln gefreut haben. Und wir haben uns sehr über dieses Foto gefreut.

Kinder der Bethlen Gabor Grundschule

Auch wahre Gemeinschaft ist ein Schatz

 

Insgesamt haben wir einiges gelernt: In Deutschland sind wir zwar größtenteils reich an materiellen Dingen. Was das „Zusammenarbeiten für eine gemeinsame Sache“ angeht, das echte Zusammenhalten und dankbar sein für das, was da ist, so haben unsere rumänischen Nachbarn aus dem Dorf Lazarea uns hier in Deutschland womöglich einiges voraus. Was das angeht, sind sie reich.

 

Und an diesem Reichtum lassen Sie ihre Gäste stets gerne teilhaben. So wurden wir am Wochenende auf einem Grillplatz empfangen, wo wir wieder einige bekannte Gesichter trafen: Lehrer, Direktorin, Nachbarn und Freunde. Sie hatten Essen vorbereitet und wir verbrachten den ganzen Tag mit einer großen Gruppe von Dorfbewohnern. Am Feuer wurden Kartoffeln gegrillt.

Dazu selbst angebautes Gemüse wie Paprika und Tomaten … und natürlich wieder selbstgebrannter Schnaps… es gibt einfach sooo viel Obst vor Ort….