Im Juli reiste Nicolas Verdot nach Benin, um in Zusammenarbeit mit dem Institut für Kultur Benin (ICA) Menschen mit Visualisierungstechniken vertraut zu machen und sie an die Arbeit als Facilitator heranzuführen. Bei seinem einwöchigen Workshop lag ihm das Thema Frauenrechte besonders am Herzen. Denn in Afrika haben Frauen noch eine ganz andere Stellung als die meisten von uns es kennen. Umso trauriger, dass nur wenige Frauen an Nicolas Workshop teilnehmen konnten. Doch trotz der Tatsache, dass hauptsächlich Männer an dem Workshop teilgenommen haben, konnten die TeilnehmerInnen bereits in kurzer Zeit einen riesen Fortschritt erzielen. Und als frisch gebackene Facilitator schaffen sie nun in Benin und Afrika Raum für Kommunikation und setzen sich nicht nur für Frauenrechte ein, sondern auch für Bildung, sauberes Trinkwasser und vieles mehr.

 

 

Wir Neuländer haben das Projekt im Rahmen unserer Initiative „Drawn to help, help to draw“ mit dem notwendigen Material unterstützt, weil wir daran glauben, dass jeder noch so kleine Schritt in die richtige Richtung uns alle näher zum Ziel bringt. Visualisierung kann dabei zusätzlich für Verständnis sorgen.

 

Was Nicolas in Benin erlebt hat, erfuhren wir aus seinem Brief an uns:

 

Liebes Neuland-Team,

 

es war eine tolle Reise für mich. Eine Reise, bei der ich viele Menschen und eine neue Kultur kennenlernen durfte, eine neue Art zu denken und zu handeln.

 

 

Anfangs war ich sehr überrascht von der Anzahl an Frauen, die am ersten von den fünf Tagen da waren … gerade einmal EINE! Ihr könnt euch sicher vorstellen, wie überrascht ich war und wie enttäuscht. Während der Vorbereitungen mit dem örtlichen Institut für Kultur „ICA Benin“ haben wir mit ungefähr 15 bis 20 Frauen gerechnet. Am Ende kamen wir immerhin auf vier Frauen. Warum nur vier Frauen? Weil der Workshop sehr weit von den Dörfern entfernt im Norden war und es zu gefährlich war, diesen langen Weg zu gehen. Und da Frauen diejenigen sind, die sich um Kinder und Haushalt kümmern und zusätzlich noch arbeiten müssen, konnten sie nicht an der Veranstaltung teilnehmen. Manche haben keine Erlaubnis von ihrem Mann bekommen, der Community beizutreten! Ja, es klingt verrückt, aber „willkommen in Afrika“, wo Frauen manchmal die Sklavinnen ihrer Männer sind. Während des Workshops habe ich viel mit Männern diskutiert, um sie auf Frauenrechte aufmerksam zu machen und mit ihnen zu teilen, wie es für Frauen in Europa ist, zu arbeiten. Manchmal fühlte es sich an, als würde ich mit meinem Großvater sprechen.

 

 

ABER 🙂 das war nur mein erster Eindruck. Am Ende war der Workshop doch noch ein großer Erfolg. Bei der „Open Space“-Methode lautet eines der vier Grundprinzipien: „Wer auch immer kommt, es sind die richtigen Leute“. Und das stimmt!

 

Unter den Teilnehmern waren viele, die bei verschiedenen Non-Profit-Organisationen arbeiten. Sie befassen sich mit Frauenrechten, Zugang zu sauberem Trinkwasser, Ernährung, Bildung, Gesundheit und vielem mehr. Die vier Frauen, die teilgenommen haben, waren sehr mutig und hatten einen starken Charakter. Sie waren voller Tatendrang, wollen die Welt und die Stellung der Frauen in Afrika verändern. Und ich bin überzeugt davon, dass sie das können. Außerdem waren wir uns einig, dass die gebündelte Intelligenz Aller der Schlüssel zur Lösung vieler Probleme in Benin sein kann.

 

 

In den ersten drei Tagen ging es um die grundlegenden Techniken bei Workshops:

  • Strukturierte Konversationen: eine Möglichkeit Gruppendiskussionen zu begleiten
  • Konsens-Workshop
  • Aktionsplanung

 

Während des Trainings haben wir die Teilnehmer dazu aufgefordert, sich Themen auszusuchen und dann mit den einzelnen Methoden zu experimentieren. Und folgende Themen lagen ihnen besonders am Herzen: das Pflanzen von Bäumen, Plastik zu reduzieren, das Leben von Frauen zu verbessern, Zugang zu sauberem Trinkwasser für alle zu schaffen und eine gesunde Stadt – das Ganze soll im Rahmen von verschiedenen Community-Events in die Tat umgesetzt werden.

 

 

An den zwei letzten Tagen haben wir uns dem Thema Graphic Facilitation gewidmet. Ein Tag für die Basics und der andere Tag für die Frage, wie man das Ganze umsetzen kann. Dabei bekamen die Teilnehmer Hilfestellungen und bestimmte Techniken erklärt, die sie dann gleich bei einem Projekt anwenden durften. Es ging um die Entwicklung ihrer örtlichen ICA und darum, was sie in den nächsten Jahren erreichen können.

 

 

Am Ende des Workshops verpflichteten sich alle Teilnehmer dazu:

  • Ihre Moderationsfähigkeiten zu verbessern
  • Für sich selbst als Facilitator zu werben und Menschen in Benin bei der Umsetzung ihrer Ziele zu helfen
  • Junge Menschen mit einzubeziehen
  • Workshops in der Landessprache anzubieten
  • Materialien für die Räumlichkeiten zu organisieren
  • Plattformen zu schaffen und zu nutzen, um ihre Botschaft weiterzugeben und Veranstaltungen rund um Facilitation und Graphic Facilitation in Benin und Afrika anzukündigen
  • Workshops mit namhaften Organisationen zu organisieren, um Partner zu gewinnen

 

Einer der Teilnehmer spendete einer Non-Profit-Organisation sogar 5 Hektar Land.

 

 

 

Und das Beste: Sie alle haben sich selbst dazu verpflichtet, professionelle Facilitator zu werden und „die Kultur und Frauenrechte mithilfe von Facilitation zu verändern“.

Ich bin sehr stolz, ein Teil von diesem Projekt sein zu dürfen und den Menschen, die sich nach einem besseren Leben sehnen, eine völlig neue Welt zeigen zu dürfen!

 

Nicolas