Das Angebot ist riesig: Unter den (gefühlt) Millionen von Apps fürs iPad – und ähnlich für andere Tablets – finden sich auch jede Menge Programme zum Gestalten von Bildern.
Sortieren wir die Foto-Bearbeitungs-Softwares mal aus, von denen viele überflüssig, einige witzig und manche wirklich nützlich sind – dann bleibt immer noch eine kaum überschaubare Zahl von Apps, die versprechen, dass man mit ihnen wirklich zeichnen könne.

Aber welche soll ich denn jetzt nehmen?

Unsere Empfehlung: Erstmal alle, die kostenlos sind. Denn dann können Sie selbst ausprobieren, ob Ihnen die Bilder gefallen, die sie da mit dem Finger auf die Glasscheibe zeichnen.
(Und da ist sie schon, die nächste Frage: Finger oder Pen? Wir haben uns bei unserer kleinen Auswahl auf den Finger beschränkt – nicht zuletzt, weil ein guter Stift kostet:
Ja, es gibt auch günstige Touchpens unter zehn Euro, aber die Gummi-„Spitze“ ist dann meist ziemlich dick und im schlechtesten Fall gleitet sie eben nicht über den Screen, sondern bremst sogar den Strich. Die richtig teuren Stifte wiederum versprechen Bluetooth-Anbindung und Drucksensitivität, also ein Arbeiten fast wie auf Papier. Das ist schön und gut, aber eben kaum unter 50 Euro zu haben.)

Also einfach mal im App-Store (oder dem Google Playstore) auf die Suche gehen. Wir sind sehr fündig geworden und haben uns vieleviele Programm aufs iPad geladen.
(Nächste Frage: Wieso denn iPad? Nun ja, weil’s grad da war. Der andere Grund ist allerdings, dass Android-Apps oft mehr über Sie wissen wollen als nur Ihren Namen – da sollten Sie also auf jeden Fall genau nachschauen, ob Sie mit dem Herunterladen gleich auch ihre Kontakte und Ihr gesamte Nutzerprofil an den Hersteller der App verschenken. Man mag gegen Apples restriktive Haltung sagen, was man will – in dieser Hinsicht ist sie hilfreich.)

Vier von diesen Apps möchten wir Ihnen näher vorstellen.
Fangen wir mit einer der momentan beliebtesten Applikationen an:

Paper by 53

Paper53

Die kostenlose App kommt mit einem schwarzen Stift daher, der je nach Tempo eine dicke oder dünne Linien zeichnet. Eine tuschkastenartige Palette liefert etwa 20 Farben zur Auswahl, die man auch mit dem „Pinsel“ aufnehmen und dann aquarellartig aufs „Paper“ bringt. Die App ist ideal für schnell und lebendige Skizzen. Richtig genaues Arbeiten allerdings ist nicht so ihre Sache – der Aquarellstrich ist manchmal schlicht zu breit und schwer zu kontrollieren…
Natürlich können Sie die Bilder auch in Netzwerke teilen oder in die Bildersammlung des iPad sichern. Und spätestens, wenn Sie die Online-Galerie besuchen, in die Paper-Nutzer ihre Werke einstellen, wollen Sie schnell noch ein paar Werkzeuge zukaufen. Der „Buntstift“ macht zarte Linien, der Marker markiert – was sonst? – ein Fineliner ist zum Schreiben da , der Mischnapf ist ein Muss.
Aber „Paper“ hat auch Schwächen: Die Lupenfunktion (links im Bild) und die Korrekturfunktion müssen durch geschickte Spreizen bzw. Ziehen von zwei Fingern gesteuert werden. Da wird schon mal versehentlich ein Strich gezogen, wo eigentlich einer weg soll. Nichtsdestotrotz: Paper by 53 macht Spaß. Und mit etwas Übung schöne Bilder.

Harmonious

Harmonius ist eine App, die Ihnen (ähnlich wie viele ähnliche) die Kontrolle auf reizvolle Art entzieht.

Harmonious

Denn neben der Klare-Linien-Option „Simple“ können Sie auch rätselhafte Begriffe wie „Long Fur“ oder „Sketchy“ wählen. Das Ergebnis sind Linien, die sich mit bereits gezeichneten zu einem reizvollen feinen Netz verbinden, die plötzlich ein kurzes oder gar langhaariges Fell kriegen, die sich auf Wunsch auch aus lauter Quadraten zusammensetzen…
Farben und Hintergrund lassen sich anmischen, und auch hier können Sie die Bilder in die iPad-Sammlung oder gar in eine Online-Galerie stellen. Harmonious ist nur für die geeignet, die sich auch mal von ihrer Zeichnung überraschen lassen – aber eben diese Überraschung kann sehr reizvoll sein.

Wenn Sie Geschmack am Malen haben, dann sollten Sie folgende Appprobieren:

Brushes

Brushes2

Diese App ist ebenfalls kostenlos und bietet die unterschiedlichsten Texturen an, mit deren Hilfe Sie die Farbe mal wolkig, mal streifig oder auch wie getupft auf den Screen bringen können. Die Strichbreite und die Deckkraft können Sie einstellen, Farben sind frei mischbar… – der Clou ist, dass Sie zusätzlich in Ebenen arbeiten können, die sich ebenfalls in der Deckkraft und sogar in der Größe verändern lassen.

Brushes

(Tipp für Mogler: Sie können auch ein Foto in die unterste Eben legen und dann „abpausen“.) Zum Schluss können Sie sich sogar noch einen Film ansehen: jeder ihrer Arbeitsschritte – Achtung: auch das Hineingemogeln) wurde aufgezeichnet und läuft nun beschleunigt ab, bis zum fertigen Bild. Da teilt man gern, z.B. über Twitter.

Wer es lieber ganz genau (wissen) will, der geht zu:

Adobe Ideas

AdobeIdeas

Die kostenlose App Adobe Ideas ist, sozusagen, Brushes in exakt: Auch hier gibt es (natürlich zoombare) Ebenen, auch hier verschiedene Werkzeugspitzen, deren Breite, Deckkraft und Farbe Sie frei wählen können. Aber hier wird jede Linie in einen Zeichenweg (=Pfad =Vektor) umgerechnet, so dass Sie das Endergebnis ohne Qualitätsverlust auch in Fussballfeldgröße nachdrucken lassen könnten: Alle Kanten sind messerscharf. Das führt allerdings auch dazu, dass Sie Unschärfen und Verwaschungen nur vortäuschen können, indem Sie mehrmals mit geringer Deckkraft über die gleiche Stelle gehen.
Adobe bietet übrigens auch an, dass Sie Ihre Daten – denn das sind Ihre Bilder nun mal – gegen Entgelt in die Cloud stellen können, um später z.B. am Recher daran zu arbeiten.
Für den Profi sicher ein nützliches Angebot – aber per Mail geht’s eben auch.

Und? Genug? Bestimmt nicht. Wenn Sie erst einmal mit dem Ausprobieren angefangen haben, werden Sie bestimmt noch eine Weile weitermachen, bis Sie Ihr ideales Werkzeug gefunden haben. Eins jedenfalls wurde uns schon nach kurzer Zeit klar – das Arbeiten auf dem Screen ist etwas völlig anderes als das mit herkömmlichem Mal- und Zeichenzeug. Und eine interessante Alternative.

 

Redaktion: Neuland
Illustrationen: Thies Thiessen